Ziele der Sokratischen Gesellschaft
Die Sokratische Gesellschaft e.V. wurde - wie erwähnt - 1972 von Prof. Dr. Herbert Kessler und Prof. Dr. Walter Thoms in Mannheim gegründet. Leitbild ist Sokrates.
Die Sokratische Gesellschaft fördert die Sokrates-Forschung und bemüht sich im Geiste des Sokrates, wie Platon ihn darstellt, für unsere Zeit zu wirken.
Die Sokratische Gesellschaft ist eine Gesinnungs-, Tat- und Werkgemeinschaft, sie wendet sich an jedermann, der gewillt ist, im sokratischen Sinne Mensch und Welt mit offenem, fragendem Denken zu begegnen.
Sie appelliert an den Einzelnen, gegenüber übermächtig scheinenden sophistischen Mächten nicht zu resignieren, sondern im Sinne sokratischer Ironie und sokratischen Fragens in die offenen Probleme der Zeit einzugreifen.
Sie gestaltet keine Tagespolitik, ist aber kritisch an allen Fragen der Zeit interessiert. Sie traut keinem bloßen ‚Meinen': "Furcht vor den zehntausend Meinungen, erst recht vor den Meinungsmachern und den Ideologien, die sie uns anbieten, ist das erste, was einer lernen muß, dem es um Wissen zu tun ist." (Franz Vonessen)
Das zweifache Anliegen der Sokratischen Gesellschaft, nämlich Sokrates und sein Umfeld wissenschaftlich zu analysieren sowie aus einer spezifisch sokratischen Denkhaltung heraus das gegenwärtige Bewußtsein kritisch zu durchdringen und mitzubestimmen, läßt sich abbreviatorisch in dem Gedanken wiedergeben:
Sokrates auf dem Markt und Sokrates in der Akademie!
Grundlage des sokratischen Denkens ist das Wissen um das Nichtwissen. Es umfaßt insbesondere auch zeitkritisch jene Bereiche von Politik, Gesellschaft und Kultur, welche kontrovers diskutiert werden und einer differenzierten Fragestellung bedürfen.
So gesehen betreibt die Sokratische Gesellschaft eine Esoterik im Sinne einer Denkhaltung, die nicht an den Wissenschaften vorbei, sondern in der Auseinandersetzung mit ihnen Bestand hat und über sie hinausgeht. Sokratische Besonnenheit ist in einer sich ständig erneuernden Lehre von der Polarität angestrebt, welche zwar die Einheit und das Eine stets im Blick hat, jedoch das Ganze niemals unmittelbar zu fassen sucht - eine dem Dualismus immanente Gefahr -, sondern das Ganze jeweils in seinem polaren Spannungsgefüge aufscheinen läßt.